Ich komme gerade von einer faszinierenden Ausstellung! Die Freie Kunst hatte im letzten Semester ein Projekt namens „Zauberküche“ angeboten, bei dem es vordergründig um das Arbeiten im Atelier ging. Jeder Teilnehmer bekam einen kleinen Raum, in dem er das Semester über fleißig grübeln, tüfteln und werkeln konnte. Der Begriff „Küche“ stand also symbolisch für einen „Produktionsort“.
Heute zeigten die Künstler und Künstlerinnen bei der Vernissage im „Laden“ ihre entstandenen Werke. Wie der Titel sind auch die Ausstellungsräumlichkeiten zauberhaft. Irgendwie nostalgisch und mystisch. Ein bisschen unheimlich.
Hier möchte ich nun 4 von 12 Arbeiten zeigen (die Texte habe ich teilweise aus der Informationsbroschüre zusammengestellt):
„Endlos“ – von Saori
Saori erklärte mir, dass es bei ihrer Arbeit um Licht, Massenenergiekonsum und die Abhängigkeit von elektrischem Strom geht. Sie selbst kommt aus Japan und greift damit auch die Nuklearkatastrophe von Fukushima auf. Sie kritisiert dabei den Fakt, dass über die Art der Energieerzeugung heftig diskutiert, jedoch keine Energie gespart wird.
Im Leuchtkasten laufen bunte Diastreifen von links nach rechts, von oben nach unten in einer ewigen Endlosschleife.
„Stillstand“ – von Anna
Anna hatte ihre Ausstellungsobjekte auf einem Vorsprung an der Kellertreppe platziert. Schätzungsweise 50 kleine Gegenstände reihten sich in düsterem Licht und dem monotonen Motorengeräusch von Saoris Leuchtkasten aneinander. Die Gänsehaut war sofort präsent.
Anna hat sich während ihrer Arbeit mit dem materiellen und ideellen Wert von Gegenständen beschäftigt. Mit Assoziationen, Erinnerungen und dem fortbestehenden Kreislauf der Dinge. Dieses Wieder und Wieder versucht sie hier zu durchbrechen, indem sie die Gegenstände durch eine Wachsschicht konserviert und gleichzeitig unbrauchbar macht.
„Verhüllen und Verbergen“ – von Neni
Neni hatte ein Kleid entworfen, das den Träger sowohl ver- als auch enthüllen soll. Die bei Abendkleidern sonst zu 99% bedeckten Hüftknochen und Oberschenkel scheinen transparent durch, wohingegen die sonst häufig sichtbaren Knie- und Unterschenkelpartien bedeckt und fast nebensächlich werden.
„Stille Wasser gründen tief“ – von Juliane
Eine unglaublich berührende Arbeit. Juliane hat einen Uhrentest durchgeführt, der Teil der diagnostischen Abklärung erster Anzeichen von dementiellen Erkrankungen ist. An dem Ergebnis kann man ablesen, wie weit die Demenz bereits fortgeschritten ist. Die Betroffenen verlieren fortschreitend ihre zeitliche und räumliche Orientierung.
Wer noch mehr spannende Kunstwerke sehen möchte, kann die Chance noch bis Dienstag (9.4.) nutzen. Wo? „Der Laden“ in der Trierer Straße 5 in Weimar.
Ach ja und heute gab es eine sehr delikate vegane Verköstigung, die auch Teil eines Kunstprojekts war. ;)